Montag, 2. Juli 2012

Flügelschwirrer gesichtet!

Es dämmert. Und ich bin kurzsichtig. Und vielleicht sogar ein bisschen alt - aber wirklich nur ein bisschen. "Das verstehst du nicht, Mama.", sagen meine Söhne. Und: "Dafür bist du zu alt!"
Immer dann sagen sie es, wenn sie mir weis machen wollen, dass es eine Bildungslücke ist, keine Talentshows anzugucken. Oder dass es viel besser ist, bei dröhnender Musik Vokabeln zu lernen. Oder wenn ich über die Witze mancher fußballstadienfüllender Comedians wirklich nicht lachen kann.
Das verstehst du nicht - der Satz fällt mir ein, als ich plötzlich bei meinem Rundgang durch den Garten etwas sehe, was ich noch nie gesehen habe.
Etwas schwirrt und huscht um den Lavendel - ein wahrere Flugkünstler mit langem Rüssel. Schwirr - das etwas peilt eine Blüte an, taucht seinen Rüssel hinein, während es unsichtbar und wie irre mit den Flügeln schlägt, bleibt im Flug einen Moment stehen und dann - schwirr - geht's weiter zur nächsten Blüte.
Ich staune. Ein Kolibri? In meinem Garten?
Meine Söhne schauen mich schon wieder an mit diesem Blick.
"Ein Kolibri? Bei uns? Bist du sicher?"
"Nein", sage ich. "Eben KEIN Kolibri!" Dass das Tier viel kleiner ist, erkläre ich.  Dass es wahrscheinlich kein Vogel und dass sein Hinterteil irgendwie gestreift ist und dass es im Ganzen orange aussieht.
Leeres Staunen in den Augen meiner Söhne.
"Vielleicht doch ein Kolibri?", sagt nach einer Weile der Große. Kommentiert es mit kurzem "Tz". So wie nur er "Tz" machen kann. Immerhin - das hört sich ein wenig nach Verständnis an, finde ich.
Und der Jüngere? "Krass", sagt er. Und flups - ist er schon wieder weit weg - abgetaucht in die Welt der Handykommunikation. Tipp.Tipp. Tipp-tipp-tipp. Atemberaubend. Fast so schnell wie mein Schwirrtier, denke ich.
Ich seufze. Also - ich muss selbst herausfinden, wer oder was dieses Tier  gewesen ist. Ich. Fast-Alte. Nicht-Versteherin. Seufz. Und wo finde ich die Info?
Im neumodischen Internet. Wo sonst?
Der NABU weiß es schließlich: Das Schwirrtier ist ein "Taubenschwänzchen". Ein Schmetterling, der  aus dem Mittelmeerraum zu uns kommt, auch immer häufiger bei uns überwintert.  Ich lese, dass das kleine Ding auf seiner Wanderung bis zu 2.000 Kilometer weit fliegt, dass es Höhen von 2.500 Metern überwindet und dass es durch seine Flugtechnik in fünf Minuten mehr als 100 Blüten besuchen kann! Und dass es oft für einen Kolibri gehalten wird. Sieh an! Ein Tier der Superlative hat in meinem kleinen, unbedeutenden Garten Station gemacht.
Ich bin beeindruckt.
"Ein Kolibri - ein Kolibri - Mama, gibt es in deinem Garten Kolibris?"
Ich lächle sanftmütig.
"Nein, mein Schatz. Wie kommst du denn auf sowas?", sage ich verständnisvoll. Wenn man jung ist, kann man schließlich nicht alles wissen!

Hier gibt's noch viel mehr Infos zu dem tollen Tier:
http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/insektenundspinnen/schmetterlinge/nachtfalter/05175.html

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