Freitag, 29. Juni 2012

Der fehlende Abschluss

Der Weg führt nirgendwohin. Er endet einfach. Ich gebe zu, dass das eigentlich ein schönes Bild ist. Schließlich endet im Grunde alles einfach. Ohne Brimborium, ohne symmetrischen Abschluss und meist leider auch ohne besonderen Höhepunkt. Bei ungeliebten Sachen sind wir froh darüber, aber bei manchen anderen Dingen - da hätten wir schon gerne etwas - irgendwas Schönes, Erhabenes, zumindest etwas, an dem man sich festhalten kann.
Genauso ist es mit dem Weg. Ja, mein Minigarten hat einen Miniweg und ich stehe dazu! Und dieser Weg hat keinen Abschluss. Ein paar Pflänzchen und den Blick in die Ferne, ja! Aber er sieht unfertig aus. Man merkt auch der Bepflanzung an, dass der Weg noch keine Richtung hat - sozusagen.
Also: Eine Figur muss her. Eine Skulptur? Ein Symbol? Ein schöner großer Ammer-Findling? Eine Aphrodite?
Oder ein Buddha?
Moment. Das mit dem Buddha - ja, eigentlich gefällt mir die Idee. Ich mag Buddhafiguren. Und die Lehre, für die sie stehen, hat mir schon oft weitergeholfen. Außerdem - ein Weg mit Buddha: Erinnert der mich nicht daran, dass es gut ist, nicht einfach voran zu stürmen, ohne nach rechts und links und auch nach innen zu sehen? Mich nicht permanent über Störungen am Wegrand aufzuregen (Ich sage nur: Mäuse!) und mich stattdessen mal in Gelassenheit zu üben, innezuhalten, langsamer zu werden? Klingt doch gut, oder?
Aber: Es gibt eine Inflation an Buddhafiguren, eine wahre Schwemme sogar. In jedem Baumarkt gibt es sie, in Stein gehauen und in Plastik, beleuchtet und mit Brunnen oder ohne. Jeder, der was auf sich hält, hat eine irgendwo rumstehen - Buddhafiguren sind schick! Sie sehen aber auch sooo putzig aus, die kleinen Kerlchen!
Also kein Buddha. In meinem Garten nicht!
Ich stocke, noch während ich das denke. Denn: Paddle ich nicht genauso auf der Trendwelle herum, wenn ich KEINEN Buddha auf meinen Weg stelle? Meine Entscheidung wäre eine GEGEN den Mainstream und nicht FÜR das, was ich eigentlich möchte.
Und schon wieder hat der Garten mich zum Nachdenken gebracht. Ich seufze und runzle die Stirn. Der Weg, fürchte ich, muss, bis ich damit fertig bin, noch auf seinen Abschluss warten.



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