Montag, 6. Juni 2011

Die Lücke

Da ist diese Lücke im Beet. Wenn ich auf der Terrasse sitze und hinschaue, dann denke ich: "Ach du meine Güte, da MUSS ich noch was hinpflanzen!" Keine Ahnung, warum diese Lücke da ist, sie ist einfach, wie es vielleicht ihr Wesen ist, irgendwie da hin gekommen. Ein Fleckchen Erde, das darauf wartet, dass jemand es endlich gebührend beachtet und zum Leben erweckt sozusagen.
Das heißt - eigentlich bräuchte mich das Fleckchen Erde gar nicht. In Nullkommanichts wäre es besiedelt - von Löwenzahn und Disteln vielleicht oder von kleinen Grasbüscheln oder auch von der Zaunwinde, die sich so gerne hier niederlässt.
Aber ich lasse es ja nicht, das Stück Beet. Regelmäßig komme ich mit der Hacke oder auch mit bloßen Händen und mache den kleinen grünen Vorwitzpflänzchen den Garaus. Und während ich daran arbeite, tut mir die Lücke leid. Sie ist so leer und fad und ich bin Schuld daran! Und sofort fallen mir so viele Möglichkeiten ein, die Lücke zu bepflanzen, dass es mir ganz schwindelig wird. Doch mit den Ideen kommen auch gleich die Zweifel: Ob der kleine Garten vielleicht noch eine Rose vertragen würde? Und ob der Standort wohl richtig für sie wäre? Und die Nachbarn? Würden die sie mögen und umgekehrt? So viele Fragen - und von der Entscheidung bin ich so weit weg wie nie. Außerdem: Würde nicht doch eine Staude besser passen? Eine, die ich noch nicht in meinem Garten habe? Und habe ich nicht neulich bei den Gartentagen diese Pflanze gesehen, die ich unbedingt...? Wenn mir endlich der Name einfiele, dann, ja dann könnte ich vielleicht eine Entscheidung treffen!
Es ist wirklich nicht leicht, denke ich. Es gibt ja noch so viele Pflanzen, von denen ich noch gar keine Ahnung habe, nein es es schier unmöglich, die richtige für die arme einsame Lücke zu finden.
Mutlos bin ich dann und ein ein wenig verzweifelt - denn manchmal fühlt es sich gar nicht so schlecht an, ein wenig verzweifelt zu sein.
Aber ich weiß, dass ich der Lücke und mir noch eine Chance geben sollte. Vielleicht sollte ich einen Nachmittag lang auf der Terrasse sitzen, die Lücke im Visier, einen Stapel Gartenbücher um mich herum. Vielleicht sollte ich nur einfach riechen und schauen, in die Sonne blinzeln und alle Schuldgefühle dem Wind mit auf die Reise geben. Ich bin sicher: Die Lücke und ich, wir brauchen nur noch ein wenig Geduld.

1 Kommentar:

  1. Liebe Jutta,
    ich besitze selbst einen Garten. So lese ich mit Freude deine Zeilen über die so genannte LÜCKE.
    Ist es aber nicht auf diese Weise interessant, wenn eben solche LÜCKE ins Auge fällt, wenn sie den normalen Rahmen irgendwie sprengt und dem Betrachter in Nachdenken zurücklässt?
    Ich meine - Lücken in jeder Art - sie können unser Leben auch bereichern - in eigner Weise jedenfalls.

    Eine Gartenfreundin

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