Samstag, 21. Mai 2011

Die Bank

Eigentlich wollte ich ja nur eine Bank. Eine Bank im Grünen, zwischen Blüten und Gräsern und so, dass ich hören kann, wie der Wind in den Blättern spazieren geht. Eine Bank im eigenen Garten. was für ein Paradies!
Ich bekam meine Bank und begann auch, den Garten zu bauen. Alles hatte ich genau im Kopf. In langer Planung überlegte ich, wo sie stehen könnte: Irgendwo am Rand, damit ich meine Lieben betrachten könnte und zugleich die Welt jenseits des Zauns. Ich dachte darüber nach, welche Pflanzen sie umgeben sollten, aus welcher Ferne mich der Duft der Rosen anweht. Es war toll! Vor meinem inneren Auge sah ich mich sitzen auf dieser Bank, die Teetasse (naja eigentlich eher den Pott mit Espresso und viel Milch, aber Tee klingt einfach besser!) in der Hand, träumend, sinnierend und eins mit mir und dem Leben.
Klar - es kam anders. Die Keule des Gärtner-Grauens schlug zu und die Wühlmäuse zerbissen meinen Traum in viele kleine Schnipsel.
Die Bank? Wurde weggeräumt. Damit sie nicht im Weg steht bei meinem Kampf gegen die Nager - denen ich mit Knoblauch und Chilli zu Lebe rückte, wie ich auch hier ausgebreitet habe.
Sie fand einen Platz auf der Terrasse. Wie profan! Eine Bank auf der Terrasse hat doch JEDER! Wie sollen da Gedanken fliegen und neue Ideen aus dem Blütenmeer emporsteigen? Die Bank muss zurück an ihren Platz, wenn die Mäuse das Weite gesucht haben, mindestens aber, wenn die Beete gejätet sind. Na gut, die kleine Gaura, die pflanze ich auch noch ein. Und der Rasen, der unter der Bank vergangenen Sommer einging, soll ich den nicht auch erstmal...?
Es geschah bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings. Ich rückte die Bank ein wenig zurecht. Holte eine Decke und zwei Sitzkissen. Ließ mich nieder. Nur einmal hier frühstücken am Wochenende! Ein einziges Mal! Denn die Bank muss zurück- zurück zu den Stauden, die schwellen und wachsen und kräftiger werden. Zurück zum ursprünglichen Platz, den ich mir so schön ausgesucht hatte.
Das Ende der Geschichte? Die Bank steht noch immer. Sie hat sich entschieden. Sie will an diesem Platz sein und nirgends sonst. Auf der Terrasse, gleich neben dem knisternden Bambusstrauch. Sie möchte zu den Rosen hinsehen und die Welt jenseits des Gartens aus der sicheren Ferne begucken. Sie möchte wissen, dass alle Lieben ganz nah sind, jederzeit bereit, sich auf ihr und um sie herum niederzulassen, mit Tee und ohne,  zu mehreren,  redend, in Diskussionen vertieft oder allein. Versunken in ein gutes Buch, in schöne Gedanken oder in der nächsten Geschichte.
Sie hat recht, die Bank.
Der Platz ist perfekt. Der vielleicht beste Bank-Platz der Welt!

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