Freitag, 22. April 2011

Amper-Steine

Mit dem Rucksack sind wir heute losgezogen, gewohnte Wege am Amperufer einmal anders: Mit dem Blick zum Boden nämlich. Schon immer haben mir Steine gefallen, ich finde, sie erzählen Geschichten. Man muss nur hinhören, mit den Händen hinfühlen, dann kann man ihr Flüstern spüren und hört das Pladdern des Wassers, mit dessen Hilfe sie das geworden sind, was sie sind.
Am Amperufer ist die Suche nach schönen Steinen schwieriger als anderswo. Alle Steine scheinen hier mit einem Film aus grauem Schlamm überzogen zu sein, die Buntheit, das Glitzern, das Weiß und Rot und Grün, das man zum Beispiel am Bodensee findet, zeigt sich hier nicht. Auch besondere Formen sind eher selten - die finden wir eher an der Ammer, jenseits des Ammersees, im schönen Alpenvorland.
Wir packten dennoch ein paar Steine in unsere Rucksäcke - für unseren Mini-Solarbrunnen und die Einfassung des Weges, der erst allmählich seine Form bekommt. Wir konnten wirklich nur ahnen, was sich unter der angebackenen grau getrockneten Schlammschicht verbarg - oder unter grünem Schlick. Genau wie die Landschaft hier im Amperland sind auch die Steine: Beides ist nicht spektakulär und auf den ersten Blick umwerfend schön. Aber dafür auf den zweiten und dritten und auf eine ganz unaufdringliche, selbstverständliche Art und Weise.
Auf der Terrasse ging's ans Schrubben. Erst die Bürste - und bei manchen Exemplaren sogar die Behandlung mit ein wenig Scheuerpulver - brachten zutage, dass wir gesammelt hatten. Wie ich da so saß und schrubbte, musste ich an meine Kinderzeit denken. Im riesigen Garten meiner Großmutter am Niederrhein hockte ich vor einem Eimer Wasser  im Schatten des Kirschbaums, den ich am meisten liebte, und wusch meine Lieblingspuppe. Annemarie hieß sie. Sie war aus Gummi oder aus weichem Kunststoff und sie war innen hohl. Nach dem Waschgang musste man die Arme und Beine abnehmen, damit sie innen drin nicht schimmelte. - Aber das tat meiner Hingabe keinen Abbruch, glaube ich. Musste ich nicht als Puppenmutter dafür sorgen, dass meine "Kinder" ordentlich sauber waren?

Jedenfalls ist auf dem Bild zu sehen, was bei der Steinesuche herauskam. Ich habe sie als Teil der Wegumrandung schon mal auf die Erde gelegt. Aber ich denke, dass ich noch viele Steine von anderen Ufern hinzufügen werde. Und ich lass mich überraschen, welche Schätze mir noch begegnen werden.
Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, mich in den nächsten Tagen zu ihnen zu setzen - vielleicht habe ich ja Glück und höre eine ihrer Geschichten.

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