Montag, 11. April 2011

Wühlmäuse? Wühlmäuse!

So lange Zeit habe ich mich von ihnen beeindrucken lassen. Jeden Morgen der angstvolle Blick aus dem Fenster: Sind sie wieder da? Haben sie vielleicht wieder einen neuen..?  Achherrje, was für eine Enttäuschung, wenn sie wirklich wieder...
Wer? Ja, genau. Meine Wühlmäuse. Sie graben Hügel, wie es ihnen gerade so gefällt, jeden Tag wieder. Oder jede Nacht? Ich weiß es nicht.
Lange Zeit habe ich nicht so genau hingeschaut. Habe eher meine Verzweiflung gepflegt als meine Beete. Ich gebs zu, ich war dem Gedanken verfallen, warum ausgerechnet ich mit den kleinen lästigen Nagern geschlagen sein muss und einige der Nachbarn nicht? Ja, ich weiß. Selbstmitleid nennt man das. Fatalismus. Grausige NAGENDE Verzweiflung.
Alles mögliche habe ich ausprobiert: Gaskartuschen, mit denen man laut Gebrauchsanweisung Öl in die Gänge spritzen kann. Piepser und Huper, die - immerhin mit Sonnenenergie betrieben  - die nervigsten Geräusche von sich geben und so die Nager (samt Verzweiflung!) vertreiben sollen. Schließlich asteckte ich sogar Fallen in die Erde, die den unliebsamen Tieren ans Fell gehen sollten.
Nichts klappte. Die Schlachten gingen verloren, die Ausnahmezustände in meinem winzigen Garten nahmen überhand.
Vor zwei Wochen dann das endgültige Urteil: Eine letzte Segnung der Garten-Zubehör-Industrie wird ausprobiert: Der so genannte Maulwurf - und Mäuse-Vibrator! Nach anfänglichem Staunen habe ich herausgefunden, dass das Gerät NICHT bewirkt, dass die Mäuse nach einiger lustvoller Betätigung vor Erschöpfung verenden.  Oder den Mäusekrieg befördert, weil der Platz um das Ding eben nur endlich ist. Nein nein nein.
Der Mäuse-Vibrator soll nicht die Maus sondern die Erde in Schwingung versetzen und das wiederum soll die Mäuse dazu veranlassen, entsetzt das Weite zu suchen.
Die Betonung liegt auch hier leider bei "SOLL". Denn: Sie tun's nicht. Der Mäuse-Vibrator ist den possierlichen Tierchen nämlich einfach egal. Piep-egal sozusagen.
Was mir bleibt? Aufgeben!
Ja. Einen Moment lang war die Verlockung groß. Kapitulation! Den Garten aufgeben. Die Beete zurück verwandeln in Rasen. Alle entstehenden Hügel platt treten. Den Plan von der blühenden Oase zurückbilden in Reihenaus-Rasenlangeweile.
Keine Bange - der Plan währte nicht lange. Der Garten ist noch da.  - Die Mäuse auch.
Was jetzt?
Ganz einfach. Ich habe beschlossen, meine Kreativität einzusetzen. Und vorerst zu akzeptieren, was ist. Tipps zu sammeln. Abzuwarten. Ruhe zu bewahren. Versuchsphase zu starten.
Momentan ist der Tipp meiner Yoga-Lehrerin dran: Hügel aufgraben und Knoblauchzehen in die Gänge schieben. Ich habe das Mäuse-Menü noch verfeinert mit Chilischoten, die ich in meinem Kühlschrank gefunden habe.
Heute war es nur ein einziger ganz kleiner Hügel, den ich nach einem langen hügellosen Wochenende entdeckt habe. Ob das ein Lichtblick ist?
Ich gebe zu, dass mein Konzept einen Haken hat. Denn "akzeptieren was ist": Würde das nicht bedeuten, tatenlos zuzusehen?
Ich sage; Nein. Es bedeutet, nicht in Weltschmerz zu versinken, wenn ein Hügel aufgeworfen wird, wo eigentlich eine Funkie hätte sein sollen. Es bedeutet, gelassen daran zu gehen, etwas daran zu ändern. Über Rückschläge hinweg zu sehen. Über mich selbst und meine Ideen zu lachen.
Denn mit einer ungebremsten Koexistenz mit den Mäusen habe ich so meine Schwierigkeiten. Ab und zu mal vorbei gucken dürfen sie ja ruhig. Aber wirklich nur ein kleines bisschen. Denn: Ein wenig Erziehung muss schließlich auch bei Mäusen sein, oder nicht?

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