Montag, 7. Juni 2010

Kranke Rosen

Es sind die Rosen. Meine schönen jungen Rosen, auf die ich ungeduldig warte. Blüten sollen sie haben. Duftende zarte Kunstwerke, so weich, dass ich mich nicht traue, sie zu berühren. Aber: Die Sonne brachte es nach dem Regen an den Tag. Meine Rosen sind krank. Sie haben fleckige Blätter und wirken - erschöpft. So, als hätten sie zu wenig Kraft, um weiter zu wachsen.
Habe den Fachmann befragt und das Internet und mich gegen den Fachmann entschieden. Spritzen wollte der. Chemische Keule, ohne Rücksicht auf den Hund und die zarte Seele meiner Rosen. Probiere es jetzt mit Algen. Und mit Tabaksud. Das Brennnesselfeld für eine reiche Ernte habe ich auch schon entdeckt. Gar nicht weit weg von hier. Massen von kniehohen Brennnesseln am Waldrand warten auf das Vergorenwerden.
Hoffentlich hilft es.
Ich habe meine Patienten heute früh schon besucht, die armen Schönen ein wenig bedauert. Es war ein Bild des Jammers. Zerzaust die Blätter, irgendwie schlapp ihr Wuchs, herzzerreißend die dünnen, traurig wippenden Ästchen. Doch - es war, als wüssten sie, was los ist. Es war, als nickten sie ein wenig mit ihren kleinen Knospenköpfen, als wiegten sie sie hin und her und als flüsterten sie leise.
"Meine Liebe. Du siehst irgendwie - erschöpft aus. Schlapp. Traurig. Du steckst fest und kommst nicht vom Fleck. Der Plot deines Romans ist eine Sackgasse und jedes Wort ein Fehlgriff."
Die ganz kleinen Blätter säuselten mitfühlend im Wind und die größeren winkten träge.
"Geh spazieren! Los! Am Brennnesselfeld vorbei und querfeldein. Das hilft.Vielleicht. Hoffentlich!"

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    wie geht es denn dem Garten, mit all seinen Schönheiten? Habe mit viel Freude gelesen?

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